Homoheilung – Ein Überblick

Geschichte

Homosexualität wurde in den USA 1974 und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1992 von der Liste der Krankheiten gestrichen. Sie gilt wissenschaftlich als mittel- oder gar langfristig weitgehend unveränderbar. Davor, und teilweise noch heute, versuchten Wissenschaftler*innen immer wieder Homosexuelle umzupolen – ohne Erfolg!

Man versuchte es mit medikamentösen und hormonellen Behandlungen – bis heute noch in einigen islamischen Ländern üblich – oder mit operativen Eingriffen an Geschlechtsorganen und Gehirn (Lobotomie) mit erheblichen negativen Nebenwirkungen. Bei der Aversionstherapie mit dem Penispletysmograph setzte es bei Erektionen Elektroschocks oder man verabreichte Brechmittel beim Ansehen nackter Männerbilder. Sehr kalte Bäder sollten die „warmen Brüder“ abkühlen. Alle diese Verfahren werden von seriösen Wissenschaftler*innen längst abgelehnt und als gefährlich eingestuft.

Ideologien der Ex-Gay-Bewegung

Die Konversionskonzepte der Ex-Gays zielen auf eine Veränderung hin zur Hetero-, Asexualität oder einer Heirat mit Zeugung von Kindern ab. Diese Therapien werden auch als Reparativtherapien bezeichnet, obwohl diese keine wissenschaftlich anerkannten Heilverfahren sind. Meistens wird die Lebensgeschichte nach bestimmte Ursachen wie einem „gebrochenen Verhältnis zu den Eltern“ oder nach Jugendsünden abgeklopft. Diese Offenlegungen machen die Betroffenen anfällig für Abhängigkeiten und Erpressbarkeit. Es wird auch von Jugendlichen berichtet, die von ihren homophoben Eltern in Umpolungsbootcamps zwangseingewiesen worden sind.

Die intensive Beschäftigung mit dem Betroffenen, der sein persönliches Intimleben preisgeben soll, wird anfänglich als hilfreich empfunden. Der Betroffene fühlt sich ernst genommen. Doch langfristig hat dies keine Auswirkung auf die sexuelle Veranlagung, und Begleitsymptome wie Depressionen kommen wieder. Ziel ist ein „Nachreifen“ der Persönlichkeit durch „Christen und Therapeuten“. Weitere Heilungskonzepte sind unter anderem die Förderung nicht-sexueller Beziehungen zum gleichen Geschlecht und die Erziehung im geschlechtsspezifischen Verhalten: Frauen stricken, Männer machen viel Sport. Hinzu kommen die Isolierung vom vermeintlich sündigen Umfeld durch Überwachung und die Stärkung von internalisierter Homophobie durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen.

Auch die psychische Selbstgeißelung wird propagiert. Die auf Drohungen basierende „Methode des ‚Durchprügelns“ aus dem Buch „Das Drama des gewöhnlichen Homosexuellen“ des Holländers van den Aardweg als eines der vielen „Gegenmittel mit Sofortwirkung“ bei Homosexualität und die dazu gehörigen Hinweise wie „schnappe Dir einen Teller mit Glasscherben und friss sie auf“, „hinunter mit der Flasche Blausäure“ oder „Benzin über den Kopf, und dann machen wir ein Feuerchen“ wurden bis vor kurzem in evangelikalen Kreisen noch empfohlen.

Es gibt auch rein religiöse Methoden wie Exorzismus, Gesundbeten, Handauflegen, intensives Bibelstudium, sowie Einhämmern religiöser Schuldgefühle und Psychodruck.

Kritik und negative Folgen

Hauptkritik an den Konversionskonzepten seitens der Wissenschaft ist die nicht erzwingbare Veränderung der sexuellen Orientierung durch Therapie. Umpolungsverfahren sind nicht anerkannt und werden von Krankenkassen nicht bezahlt, eben weil Homosexualität keine Krankheit ist, obwohl dies von homophoben Kreisen immer wieder gefordert wird. Vermeintliche Änderungen der Orientierung sind oft nur Verhaltensänderungen auf Zeit. Diese Verfahren können Identitätsstörungen und deren Symptome wie Selbsthass verstärken. Therapien werden von meist nicht qualifizierten Beratern und Laienseelsorgern durchgeführt, die statt ergebnisoffenen Ansätzen genaue Therapieziele vorgeben. Änderungen im Sexualverhalten werden oft mit schweren Depressionen und Selbstwertproblemen und großer Verzweiflung erkauft, bis hin zum Suizid der Betroffenen. Psychische Probleme und Begleiterscheinungen werden häufig nicht beseitigt, sondern nur verdrängt.

Ex-Ex-Gays

Wenn Betroffene die Therapie erfolglos abbrechen, sind sie meist ausgebrannt und kehren ihrem Glauben oft den Rücken. Es kam schon vor, dass diese selbst ernannten „Therapeuten“ versucht haben zu verhindern, dass sich ihre geschädigten Klienten Hilfe bei seriösen Therapeuten holen. Manche Betroffene flüchten in heterosexuelle Ehen und zeugen Kinder, um sozialem Druck zu entgehen, scheitern aber häufig langfristig. Manche Betroffene flüchten auch in die Ex-Gay-Bewegung als „geheilte Homosexuelle“, um Anerkennung zu finden und Geld zu verdienen.

Viele dieser Aktivisten brechen jedoch nach gewisser Zeit zusammen, wie twa Jeremy Marks, Ex-Chef der Ex-Gays von Großbritannien, oder Günther Baum, Gründer von Wüstenstrom Deutschland. Manche pflegen nach diesen misslungenen „Therapien“ einen zölibatären oder asexuellen Lebensstil. Viele Ex-Gay-Aussteiger hatten Selbstmordversuche hinter sich. Wie viele sich tatsächlich das Leben nahmen, kann wohl nie genau ermittelt werden.